Beim Thema Destillation denken viele Menschen wohl zunächst einmal ans Brennen von Schnäpsen und Bränden. Aber nicht nur Alkohol lässt sich per Wasserdampfdestillation erzeugen, sondern auch eine Vielzahl an aromatischen Hydrolaten und ätherischen Ölen. Aus vielen verschiedenen Pflanzen und Pflanzenarten lassen sich ätherische Öle gewinnen, allerdings immer nur in recht geringen Mengen, weswegen sie sehr kostbar sind. Im Duft einer Pflanze soll – wie es so schön heißt – ihre Seele liegen. Insofern darf also davon ausgegangen werden, dass die Pflanzenseele während der Destillation in das Destillat übergeht. Mit den selbst gewonnenen ätherischen Ölen und Hydrolaten lassen sich übrigens tolle Kosmetika mit wohlriechenden Düften und auch heilkräftigen Wirkungen herstellen.
Möchten Sie darüber gerne mehr wissen und erfahren? – dann besuchen Sie uns doch
am Samstag, den 05. Aug. 2023 von 15:00 Uhr – 17:30 Uhr
in der Hobbywerkstatt Kerns-Max-Haus, Hauptstr. 90, in Blankenloch.
Die Quartiersmanagerin, Dagmar Bellem, zeigt wie einfach es ist – und vor allem wie viel Spaß es bereiten kann – Hydrolate und ätherische Öle selbst herzustellen. Mit herrlich duftenden Lavendelblüten starten wir die erste Wasserdampfdestillation im Kerns-Max-Haus und zwar mit einer 3-Liter-Leonardo-Destille.
Im Anschluss an die Destillation dürfen sich alle Teilnehmenden dann gerne noch eine eigene Salbe mit Lavendelöl herstellen und diese natürlich auch mit nach Hause nehmen.
Die Veranstaltung ist kostenfrei. Fürs Material darf aber gerne ein kleiner Obolus beigesteuert werden.
Der Kurs ist bereits ausgebucht – weitere Anmeldungen können leider nicht mehr berücksichtigt werden.
Kontakt unter:
Quartiersmanagement Stutensee
Dagmar Bellem Tel. 07244-4010-18
dagmar.bellem@karlsruher-stadtmission.de
Skript:
Ein Samstag voller Sommerduft
so wie ich auch erinnern sich sicher auch die Teilnehmenden gern an den Destillations-Workshop am 5. August, den wir zusammen im Kerns-Max-Haus verbringen durften. Der Duft von Lavendel flutete bald das ganz Haus: Die Destillation von Lavendelblüten schenkte uns Hydrolat und auch ätherisches Öl, Gaben des Sommers für die dunkle Jahreszeit.
Von Lavendelblüten nähren sich Bienen und zahlreiche andere Insekten; deshalb durfte der Lavendel voll ausreifen und als wichtige Nahrungsquelle dienen – denn letztendlich schenkt die Natur dann auch den Menschen reichlich von ihren sommerlichen Gaben: im Honig, in bestäubten Blüten, die zu Früchten reifen, und auch im Destillat.
Echter Lavendel (Lavandula angustifolia / Lavandula officinalis) dient seit alters her als Badezusatz; er beruhigt die Haut und hilft bei Verbrühungen und Verbrennungen, bei schmerzenden Wunden und Mückenstichen, denn das Öl verfügt über desinfizierende Eigenschaften. In der Aromatherapie dient Lavendel als sanftes Schlafmittel bei innerer Unruhe und Angstzuständen und hilft auch bei nervösen Verdauungsbeschwerden wie dem Roehmheld-Syndrom – innerlich wie äußerlich angewendet. Weiter verwendet man Lavendel als Räucherwerk– und wer kennt nicht Omas Lavendelsäckchen gegen Motten im Kleiderschrank?
Sollten Sie selbst Versuche der Destillation unternehmen wollen, finden Sie hier eine kurze Übersicht zum Verfahren.
Zum Destillieren diente uns eine 3-Liter Leonardo-Destille. Zunächst wird der Brennkessel mit ca.1,5 bis max. 2 Liter destilliertem Wasser befüllt (zu viel Wasser hat negative Auswirkung auf die Ölausbeute, zu wenig Wasser: birgt die Gefahr, dass die Destille trocken läuft). Auf den Brennkessel werden das Aromasieb und ein zusätzliches Kupfergewebe gelegt, obenauf der Dampfaufsatz, der mit den getrockneten Lavendelblüten und einem Fassungsvermögen von 3,5 Litern -leicht angedrückt, randvoll befüllt wird. Schließlich folgt der Destillierhut mit der Kopfkühlung.
Zur Vorbereitung der Wasserwanne schließt man den Wasserzulauf- und ablaufschlauch an die Aquarium-Pumpe an, gießt Kühlwasser in die Wanne und den Hut. Kühl-Akkus und Thermometer sind dienlich, um das Wasser so kühl als möglich halten.
Beim Aufheizen des Kessels empfiehlt es sich ein Handtuch zwischen das Geistrohr und den Dampfaufsatz zu klemmen, um eine Überhitzung des Geistrohrs zu vermeiden.
Nun kann man die Destille auf höchste Stufe erhitzen. Nach ca. 15 bis 20 Min. beginnt wohlriechendes Destillat – der Duft erfüllt das gesamte Haus- aus dem Geistrohr zu fließen. Der aufsteigende Wasserdampf, der durch die Lavendelblüten strömt, nimmt die flüchtigen Öle mit. An der Kühlkuppel des Destillierhuts kondensiert der Dampf; Hydrolat und ätherisches. Öl fließen über das Geistrohr in das bereitgestellte Auffanggefäß.
Hydrolat wird in größerer Menge gewonnen: An diesem Samstag waren es 300 ml; die Menge des gewonnenen ätherischen Öls, das sich in winzigen Tröpfchen an der Wasseroberfläche sammelt, ist verhältnismäßig gering, immerhin 13 ml konnten wir verzeichnen. Trotzdem wollten wir auf eine verfrühte Ernte der Lavendelblüten verzichten, da diese im Kreislauf der Natur eine wichtige Rolle spielen.
Im Anschluss an den Destillationsvorgang wurde noch eine Lavendel-Heilsalbe hergestellt, die die Teilnehmenden mit nach Hause nehmen durften,.
Grundrezept zur Salbenherstellung:
120 ml Extra Natives Pflanzenöl z.B. Johanniskraut-Öl, Rosenöl, Calendula- Öl usw.
12 gr. Wachs z.B. Bienenwachs (1 gr. Bienenwachs kann durch 4 gr. Lanolin ersetzt werden).
Lavendelheilsalbe
(in den Mengenangaben für unsere Teilnehmergruppe):
1200 ml Lavendelöl (3- tägiger Warmauszug, anschließend über ca. 2 Tage abgefiltert).
100 gr. Bienenwachs
80 gr. Lanolin anhydrid (Lanolin bildet auf der Haut einen Schutzfilm, der Feuchtigkeit bindet und Austrocknen verhindert. Es wirkt schwach emulgierend und kann ca. das 2-Fache an Wasser binden).
100 Tropfen. ätherisches. Lavendelöl
Man stellt das Öl zusammen mit Bienenwachs (wird bei ca. 62 Grad flüssig) und Lanolin (schmilzt bei knapp über 40 Grad) ins Wasserbad, erhitzt rührend bis alle Zutaten geschmolzen sind. Möchte man die Salbe in der Konsistenz etwas fester haben, kann man noch etwas mehr Wachs hinzugeben. Nach dem Abkühlen lässt sich das ätherische Öl einrühren. Im noch flüssigen Zustand gießt man die Substanz in Tiegel, die man mit dem Namen der Substanzen und dem Herstellungsdatum versieht.
Außer dem echten Lavendel kennt man Lavandin (Lavandula latifolia), eine Kreuzung zwischen Echtem Lavendel und Speiklavendel. In der Provence wird er auf riesigen Feldern durch Stecklinge vermehrt und ist sehr ergiebig; deshalb ist das ätherische Öl günstiger als das des Echten Lavendels.
Schopflavendel (Lavandula stoechas) ist im mediterranen Raum verbreitet, deshalb frostempfindlich und nicht winterhart. In der Medizin findet er Anwendung bei Ohrenschmerzen und Atemwegserkrankungen; er besitzt antimykotische Wirkung und wird auch zur Desinfektion von Räumen eingesetzt. Wegen des hohen Ketongehalts, der toxisch auf das Nervensystem wirkt, sollte der Schopflavendel von Laien nicht angewendet werden.
Speiklavendel (Lavandula latifolia, in Frankreich Lavande Aspic, da sich dort viele Nattern aufhalten) dient der Behandlung von Erkältungskrankheiten. Er zeigt auswurfsfördernde und antivirale Wirkung, hat aber nicht die beruhigende Wirkung vom Echten Lavendel. Der deutlich höhere Kampfergehalt im Vergleich zum Echten Lavendel zeigt sich im Duft.
Wollen Sie selbst experimentieren und haben Sie Fragen, wenden Sie sich gern an
Dagmar Bellem
Tel. 07244 – 401018
Im Alten Rathaus, Hauptstraße 80.
E-Mail: dagmar.bellem@karlsruher-stadtmission.de
www.quartier-stutensee.de